Wissenswertes

Die Lutherrose ist das persönliche Siegel des Reformators Martin Luther. Sie besteht aus einem roten Herz, in dem ein schwarzes Kreuz abgebildet ist. Das Kreuz soll an das Leben und Sterben von Jesus Christus erinnern, denn er ist der Mittelpunkt des Glaubens. Das rote Herz steht dafür, dass diese Botschaft nicht nur mit dem Geist, sondern vor allem mit dem Herzen verstanden wird. Das Herz ist eingebettet in einer weißen Rose. Sie soll die Menschen daran erinnern, „dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt“. Die weiße Farbe der Rose steht für die Engel und Geister, die die Menschen ihr Leben lang begleiten. All das ist umgeben vom Himmelblau, das die Freude, die der Glauben bringt, im Himmel wie auf Erden darstellen soll. Und weil die Worte und die Güte Gottes ewig sind, wird die Rose von einem goldenen Ring umschlossen. Denn ein Ring hat - ebenso wie die Liebe Gottes - keinen Anfang und kein Ende.

Der Evangelische Bund ist sich seinen Grundsätzen treu geblieben, indem er seine Geschichte ernst nimmt und aufnimmt, indem er aber auch Fehlentwicklungen und Schuld wie die allzu starke Verbindung mit der alldeutschen Bewegung und vor allem dann mit dem Nationalsozialismus benennt und bekennt, auch wenn es viele Begründungen von Einzelnen und von der Geschichte her dafür geben mag. Weil es dem evangelischen Bund in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gelungen ist, das Eigentliche auch über die schwierigen Jahre nicht zu vergessen und sich immer wieder darauf zu besinnen und Fehler nicht zu verdrängen, sondern zu bekennen, ist es ihm auch gelungen, mit neuen Zielsetzungen und Arbeitsschwerpunkten einen guten Neuanfang zu setzen und seinem Auftrag in der Veränderung treu zu bleiben. Nie ganz verloren hat der Evangelische Bund das Zentrum seiner Arbeit, die Konzentration auf das Evangelium, auch wenn es nicht immer im Mittelpunkt gestanden ist. Nicht Zahlen oder sonstige äußere Gegebenheiten, so erfreulich auch positive Entwicklungen in diese Richtung sein können, sind der Indikator für positive Bewertungen, sondern die Erfüllung seines Auftrags ist die Messlatte, an der der Evangelische Bund in seiner über hundertjährigen Geschichte zu messen ist. Die Arbeit des Evangelischen Bundes in Österreich heute ist unspektakulärer geworden im Vergleich zu seinen Anfangszeiten, aber um nichts weniger wichtig. Gleich geblieben ist der Grundsatz, der sich von Anfang an in den Stauten befand und in der heutigen Formulierung lautet:

     „Der Verein fußt auf den Grundlagen der Reformation, deren Erbe er bewahren und weiterentwickeln will.“

 

Der Vorstand hat bewusst in den Staturen diese allgemeine, wohl aber allgemein gültige Formulierung gewählt, um der Arbeit ein Fundament zu geben, auf das dann aufgrund der konkreten Herausforderungen der jeweiligen Zeit aufgebaut werden kann. Denn auch für diese Arbeit gilt der Grundsatz Martin Luthers für das Verständnis biblischer Texte, es sei nicht nur wichtig was gewagt wurde, sondern auch wann und zu wem ges gesagt worden ist. Es ist die Überzeugung der derzeitigen Leitung des Evangelischen Bundes in Österreich, das auf der Basis von Bibel und Bekenntnisschriften heute ein sehr differenziertes und vielfältiges Denken und Urteilen evangelischer Grundsatz sein muss. Mehr denn je gilt es heute, in Glaubensfragen nicht anzuordnen und vorzusetzen, sondern Entscheidungshilfen zu bieten, darzustellen und zu überzeugen. Auf dieser Basis formuliert der evangelische Bund in Österreich die heutigen Grundsätze seiner Arbeit folgendermaßen:

     „Der Evangelisch Bund in Österreich ist einfreier Zusammenschluss verantwortungsbewusster evangelischer Christen. Gemeinsam mit der Evangelisch Kirche bemüht er sich, aus dem Geist der Reformation die befreiende Kraft des Evangeliums in allen Bereichen des Lebens zu bezeugen.
Der Evangelisch Bund ruft zu evangelischer Selbstbesinnung auf und will zur Klärung der Frage beitragen, was evangelisch ist. Er meldet auch Widerspruch an, wo immer eine Ideologie oder ein System absolute Geltung fordert, Hoffnungen missbraucht und zu Unmenschlichkeit verführt.
Der evangelische Bund bejaht die Vielfalt der Kirchen. Er tritt für mehr evangelische Einigkeit zwischen lutherischen und reformierten Kirchen ein und ist für mehr ökumenische Gemeinschaft mit römisch-katholischen und orthodoxen Christen. Er will ein besseres ökumenisches Zusammenleben, nicht eine Welteinheitskirche. Die gegenseitige Anerkennung als Kirche soll sich in gemeinsamen Gottesdiensten und im gemeinsamen Zeugnis und Dienst in der Welt dokumentieren.“


Aber auch die vor einigen Jahren formulierten Arbeitsgrundsätze bedürfen heute schon wieder einer Ergänzung. War damals vor allem die Ökumene im Brennpunkt des Interesses, so ist es jetzt in verstärktem Ausmaß auch die Begegnung und das Zusammenleben mit Vertretern anderer Weltreligionen, insbesondere mit dem Islam. Terrorakte und Vorurteile gesellschaftlicher und theologischer Art machen das Zusammenleben und den Dialog nicht einfacher, aber umso dringender. In der Weitergabe von sachgerechter Information und in der Bereitstellung von Dialogräumen, konkret und symbolisch gemeint, ist hier dem Evangelischen Bund eine wichtige Aufgabe zugekommen. Wie jeder Dialog kann auch dieser nur dann sinnvoll geführt werden, wenn die eigene Position und die eigene Identität gefestigt ist, und nicht Angst und Verunsicherung das Klima bestimmen. Wer von der Arbeit des Evangelischen Bundes in Österreich noch heute konfessionelle Grabenkämpfe oder ideologisches Einbunkerung erwartet, wird enttäuscht sein. Bei Wahrung und Stärkung der eigenen Identität geht es auch um ein Kennenlernen anderer Positionen und anderer Haltungen, um sachgerecht und vorurteilsfrei miteinander umgehen zu können. Dafür ist der Dialog eine Grundvoraussetzung.